Nach der Gründung des Deutschen Reiches und den ersten Reichstagswahlen 1871 wurde ein geeignetes Parlament gebraucht. Der Ort war schnell gefunden – der Platz, an dem das Reichstagsgebäude heute steht. Allerdings weigerte sich der Besitzer, Graf Raczynski, sein Grundstück zu verkaufen. Es dauerte ganze zehn Jahre, bis nach dem Tod des Grafen das Stück Land vor dem Brandenburger Tor nun doch zu haben war.
Nach Entwürfen des Architekts Paul Wallot wurde der Bau des Reichstags 1884 begonnen und 1894 fertiggestellt.
Als modernes Element kam die knapp 60 Meter hohe Kuppel hinzu, die den Sitzungssaal überspannte. Die Stahl-Glas-Konstruktion galt als Meisterleistung für die damalige Zeit.
Lediglich die Inschrift „Dem deutschen Volke“, die Architekt Wallot vorgesehen hatte, fehlte. Erst 1916 konnten sich die damaligen Parlamentarier auf die Anbringung des Schriftzugs einigen.
Einen knappen Monat nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten stand der Reichstag lichterloh in Flammen. Dabei wurde in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 der Plenarsaal zerstört. Unumstritten ist heute, dass es sich um Brandstiftung handelte. Ob der festgenommene und verurteilte holländische Kommunist Marinus van der Lubbe aber tatsächlich der Täter war, konnte nie geklärt werden.
Das Reichstagsgebäude wurde von den Nazis daraufhin nicht mehr genutzt. Stattdessen wurden darin während des Zweiten Weltkriegs Funkröhren produziert. Im Keller wurde ein Lazarett eingerichtet und auch die Entbindungsstation der Charité kam im Reichstag unter.
Als die 1945 die Rote Armee in Berlin vorrückte, kam es am Reichstag zu heftigen Kämpfen, bei denen das Gebäude durch Schüsse, Bomben und Granaten abermals stark beschädigt wurde. Am 30. April 1945 hissten zwei russische Soldaten die rote Flagge auf dem teilzerstörten Gebäude.
Die Beschädigung der Kuppel war so stark, dass Einsturzgefahr bestand. Aus diesem Grund wurde sie 1954 aus Sicherheitsgründen gesprengt.
Nach der Teilung Berlins lag das Reichstagsgebäude im Westteil der Stadt und gehörte somit zum Territorium der Bundesrepublik Deutschland. Genau vor dem Reichstag verlief die Grenzen zwischen den beiden deutschen Staaten. Das Brandenburger Tor war nur wenige hundert Meter entfernt und doch unerreichbar hinter der Berliner Mauer, weil es zum Ostteil Berlins gehörte.
Nach der Wiedervereinigung fasste im Juni 1991 der Bundestag den Beschluss: „Sitz des Deutschen Bundestages ist Berlin.“
Für den Umbau des Reichstags wurde nun Architekt Nummer 3 gesucht. Die Wahl fiel auf den Engländer Sir Norman Foster. Auffälligstes Element seines – auf Wunsch des Bundestags geänderten – Entwurfs ist die begehbare gläserne Kuppel.
Fünf Jahre lang dauerte der Umbau des Reichstags, der in dieser Zeit fast völlig entkernt wurde. 1999 konnte Foster symbolisch den Schlüssel an Bundestagspräsident Wolfgang Thierse übergeben.
Doch bevor die Handwerker für den Umbau kamen, erwartete den Reichstag noch eine einmalige Aktion, die ihn schlagartig weltberühmt machte: Die Künstler Christo und Jeanne-Claude hatten mehr als zwei Jahrzehnte nach ihrer ersten Anfrage endlich die Erlaubnis erhalten, den Reichstag zu verhüllen.
Profikletterer wickelten im Juni 1995 das künftige Parlamentsgebäude in rund 100.000 Quadratmeter silberfarbenen Spezialstoff ein, der mit drei Zentimeter dicken blauen Seilen festgezurrt wurde. Die mehrwöchige Aktion zog ein Millionenpublikum an, Bilder des „Verhüllten Reichstags“ gingen um die Welt.
Die rund 23 Meter hohe und 40 Meter breite Kuppel ist von der Dachterrasse aus über eine Rampe öffentlich zugänglich.
Wenn man Glück hat, kann man den Parlamentariern bei der Arbeit zuschauen.
Wer einen noch attraktiveren Rundblick über Berlin genießen will, gelangt zu Fuß zur 200 Quadratmeter großen Aussichtsplattform im oberen Teil der Kuppel. Sie liegt in einer Höhe von 40 Metern.
Die gegenläufigen Rampen, die zu dieser Aussichtsplattform führen (eine für den Aufstieg, die andere für den Abstieg), wurden 1997 eingebaut.